Kehrtwende bei der Kastanienallee: Anwohner erfreut, Bezirksamt skeptisch. Verhaltener Jubel in Rosenthal, offene Skepsis im Bezirksamt: Die Kehrtwende des Senats beim geplanten Ausbau der Kastanienallee für den Schwerlastverkehr hat gemischte Reaktionen in Pankow hervorgerufen.
Die Anwohner haben die Aussagen aus der Senatsverkehrsverwaltung mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Man freue sich sehr, „dass sich mit der Senatsverwaltung erstmals jemand mit der Problematik vor Ort, rechtlich und tatsächlich auseinandersetzt“, erklärte Magdalena Villanyi von der Bürgerinitiative Kastanienallee. „Die Beweisführung über die fehlende Machbarkeit der Planung als auch widerrechtliche Nutzung einer Straße ist abgeschlossen.“
Laut Berlins Verkehrsstaatssekretärin Meike Niedbal ist die Straße zu schmal für den geplanten Ausbau als Zufahrt für die umliegenden Gewerbegebiete. „Die bisherigen Planungen geben darauf keine hinreichende Antwort, sondern zementieren nur die unbefriedigende und unsichere Situation“, erklärte sie. Nun sollen nochmals „ergebnisoffen Lösungsvorschläge“ erarbeitet werden – dabei werde auch eine „verträgliche Verlagerung“ des Lkw-Verkehrs geprüft.
Die Kastanienallee sei eben eine nur 3,80 Meter breite Wohnstraße, sagt Villanyi dazu. Wenn die Senatsverkehrsverwaltung ihre eigenen Regeln anwende, „ist eine neue Führung von Schwerlastverkehren die zwingende Folge“. Nun seien die Erwartungen hoch, dass diesen richtigen Erkenntnissen zeitnah Taten folgten „und niemand den Umsetzungen im Sinne der Sicherheit im Wege steht“.
Das Bezirksamt dagegen reagierte verhalten auf die Stellungnahme der Staatssekretärin. „Ich befürchte, dass sich der Ausbau der Kastanienallee massiv verzögern wird und die gemeinsam gefundenen Lösungen auf unbestimmte Zeit in der Schublade verschwinden werden“, sagte die zuständige Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU).
Zwar falle die Kastanienallee als übergeordnete Straße in den Zuständigkeitsbereich der Senatsverwaltung, räumte Anders-Granitzki ein. Doch sie machte klar, dass sie gern am bisherigen Ausbauplan festhalten würde, auch wenn der Platz nicht für die Erfüllung aller Erfordernisse ausreiche. Man könne nur mit dem Platz planen, den es vor Ort auch real gebe „Möglicherweise muss man auch an der ein oder anderen Stelle, fachlich begründet, ein Stück weit von Forderungen hinsichtlich der Breiten abweichen; in aller Regel geht es hier um wenige Zentimeter.“
Dass die Senatsverwaltung jetzt ein Lkw-Umfahrungskonzept prüfen und erstellen wolle, sei „keine neue Idee“, so die Stadträtin. „In der Vergangenheit kam die Senatsverwaltung immer zu dem Schluss, dass es keine Alternativrouten gäbe.“ Sie stehe der neuerlichen Untersuchung dennoch „offen gegenüber“ – lege ihre oberste Priorität aber darauf, dass der Verkehr „nicht nur woanders hin verlagert wird, nämlich dorthin, wo ebenso Menschen wohnen, Kinder zur Kita und Schule gehen und ältere Menschen sicher die Straße queren möchten“.